Bestattet werden, wie ich will - Warum Vorsorge auch (Selbst-)Fürsorge ist

Möglichkeiten

 

Zu Lebzeiten schon über den eigenen Tod und die eigene Bestattung nachdenken? Das fanden viele lange Zeit makaber. Die Endlichkeit war gesellschaftlich nicht im Fokus, dann kam die Pandemie, nun ein naherückender Krieg. Zukunftsängste lassen uns fremdbestimmter fühlen – vielleicht ein Grund, warum wir wieder anfangen, selbstbestimmter über das eigene Ende nachzudenken, oder zumindest über den Teil, den wir beeinflussen können.

 

 

Denn während wir immer noch keine Handhabe über das Wie und Wann haben, so ist das Was sicher, nämlich dass wir eines Tages sterben und bestattet werden. Es ist schade, dass viele Menschen in Deutschland immer noch erst in dem Moment über eine Bestattung nachdenken, wenn der Trauerfall eingetreten ist und schnell Entscheidungen getroffen werden müssen – unter Zeitdruck und oft im emotionalen Ausnahmezustand. Da ist es nicht verwunderlich, dass viele Bestattungen und Trauerfeiern in schlechter Erinnerung bleiben.

Wie viel besser wäre es, wenn man sich „trauen“ würde, in einem ruhigen Moment oder im Gespräch mit Menschen, die man mag, ohne Not darüber nachzudenken, wie man einmal bestattet werden will. Ist es wirklich so abwegig, sich für seine Bestattung inspirieren lassen zu wollen, etwa von Kultur, Spiritualität oder den eigenen Werten?

 

 

Denn all das, was einem im Leben wichtig ist, kann auch über den Tod hinaus eine Leitplanke sein. Nachhaltigkeit, Rücksicht, Selbstbestimmtheit, ja, sogar Lebensfreude – all das kann Gedanken und Entscheidungen zur Bestattung mit beeinflussen.

Meine Bestattung kann den Planeten belasten oder nicht. Ich kann entscheiden, was mit mir geschehen soll, wer das bezahlt, und dass es völlig in Ordnung ist, wenn sich die Menschen auf meiner Trauerfeier bunt anziehen, auch mal lachen dürfen und ein letztes Mal auf mich anstoßen. Das alles kann sehr tröstlich sein, und zwar für mich wie für die anderen. Die anderen müssen nur von meinen Wünschen wissen.

Hier auf friedlotse kannst du übrigens damit anfangen, deine Gedanken zu deiner Bestattung festzuhalten, wenn du möchtest.

Weil uns das Thema der Bestattungsvorsorge immer und gerade stark beschäftigt, haben wir ein paar Stimmen von Bestatterinnen und Bestattern aus den Instituten der Ahorn Gruppe eingefangen.

 

 

„Da immer mehr Menschen naturnahe Bestattungen wählen, wie zum Beispiel See- oder Waldbestattung, wird es immer wichtiger, bleibende Erinnerungsstücke zu schaffen, wie zum Beispiel vor der Beisetzung noch die Fingerabdrücke der Verstorbenen zu nehmen.

Bei uns ist auch die ‚Perle mit Seele‘ beliebt: Dank eines chemischen Prozesses, bei dem aus den Haaren der Verstorbenen der Kohlenstoff extrahiert wird, kann man einen Teil des Menschen als Schmuckstück tragen.

Ich finde die Idee so schön, dass ich das meinen Mitarbeitenden zu Weihnachten geschenkt habe, Familienperlen für sich anfertigen zu lassen. Sie sind eine Erinnerung an die Vergänglichkeit, symbolisieren aber auch, dass wir unser Schicksal zumindest teilweise selbst in der Hand haben.“ 

                                 - Kathy Koeppen, Bestattungshaus "Pietät" Koeppen, Cottbus

 

 

Es kommen verstärkt Menschen, die selbst entscheiden wollen, wie sie bestattet werden möchten. Sie haben in der Pandemie gemerkt, wie schnell es zu Ende sein kann und dass es jeden treffen kann. Besonders wichtig ist ihnen, dass sie in ihrem Sinne verabschiedet werden und dass sie niemanden damit finanziell belasten.

Mit den neuen Bestattungsmöglichkeiten hat man viel mehr Gestaltungsfreiraum, kann selbstbestimmter sein und seine Individualität über den Tod hinaus ausleben.
Das ist den Menschen wichtig.“

                                  - Jens Göbel, GBG Bestattungen, Gera

 

„Ich hatte mal ein Vorsorgegespräch, da hat eine Frau mir das Geld für ihre Bestattung in bar gegeben, weil ich ihre einzige Vertrauensperson war. Ich habe das dann für sie eingezahlt.

Einige Zeit später hat diese Frau ihre Abschiedsbriefe geschrieben und sich erhängt.

Einer der Abschiedsbriefe ging an mich, an mein Bestattungsinstitut. Sie bedankte sich für meine Unterstützung und entschuldigte sich für den Kummer, den sie mir bereiten würde.

Dann bat sie mich um ein paar Dinge: Dort, wo sie beigesetzt werden sollte, stünde eine Schale, die ich bepflanzen sollte. Drei Personen sollte ich darüber informieren.

Genau das habe ich gemacht.

Für mich ist der verstorbene Mensch das Maß der Dinge. Ich hatte ihr mein Wort gegeben.“

                                 - Kathy Koeppen, Bestattungshaus "Pietät" Koeppen, Cottbus

 

 

 

„Ich mag an Vorsorgegesprächen, dass man sich alles wünschen darf. Man darf sich das selbst wert sein, individuell verabschiedet zu werden.

Ich hatte mal eine Krebspatientin, mit der habe ich im Catering-Katalog geschwelgt. Ihr hat das Genuss bereitet, sich vorzustellen, wie ihre Gäste bei ihrer Trauerfeier verköstigt werden. Wir haben die Vorsorge nicht mehr abschließen können.

Als ihr Sohn nach ihrem raschen Tod zu mir kam und mir das Foto von ihr zeigte, kamen mir die Tränen, weil ich so lebendige Erinnerungen an unser Gespräch hatte.

Er sagte zu mir: ‚Sie meinte, ich soll auf jeden Fall zu Ihnen gehen.‘

Und ich habe ihm geantwortet: ‚Ich weiß genau, was Ihre Mutter sich gewünscht hat.‘“

                                      - Carola Lankes, Grieneisen Bestattungen, Berlin

 

 

Egal ob du in erster Linie andere entlasten möchtest oder Dinge, die dir individuell wichtig sind, auch über deinen Tod hinaus „ausleben“ möchtest – wir freuen uns über alle, die in einem Moment der Ruhe selbstbestimmt mit uns über Bestattung nachdenken.

Wenn ohne Zeitdruck entschieden werden kann, sind nämlich auch solche Wünsche nicht unrealistisch, wie dieser einer Berliner Vorsorgenden:

 

 

 

 

 

Hilfreiche Angebote zum Festhalten der Wünsche für deine eigene Bestattung findest Du hier:

 

[Bilder: Angelika Frey]





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